Interview mit Adina aus Rumänien

Reporter (R.): Willst du uns erzählen, wer du bist, woher du kommst und warum?

Adina: Ich bin Adina und gleich vorweg möchte ich sagen, dass ich nicht gendere und nicht politisch korrekt bin. Wer ich bin? Ich bin vieles, Ausländer, Gastronom, Mutter, Frau, neuerdings Politikerin. Auf dieser Welt bin ich seit 51 Jahren, in Deutschland seit bald 20. Meine erste Heimat ist Rumänien. Nach Deutschland hat mich die Liebe gebracht. Ich hatte nicht den Wunsch Rumänien zu verlassen, und wenn ich das gewollt hätte, Italien wäre meine Wahl gewesen, oder Frankreich. 

R.: Was wusstest du über Deutschland, bevor du hierher kamst?  

Adina:  Nicht viel, da ich nicht die Absicht hatte, nach Deutschland zu kommen. Und ich habe auch nicht so empfunden, dass ich nach Deutschland kam, sondern zu dem Mann den ich liebte. Ich habe auch lange Zeit nicht viel von Deutschland mitbekommen. Ich habe in eine Gastronomen-Familie geheiratet und das bedeutet viel Arbeit, vor allem dann, wenn die anderen Deutschland bereisen und erkunden.  Dazu kommt, dass die Gastronomie ein Ausflugslokal außerhalb der Stadt ist. Das kam und kommt mir aber sehr gelegen, ich bin kein Großstadtmensch. 

R.: Du sagst von dir, dass du Ausländer bist. Was bedeutet das für dich? 

Adina: Dass ich aus einem anderen Land komme, dass ich nicht hier geboren bin. Das ist die Wahrheit, das sieht man mir  an und erkennt das an meiner Sprache. Das ist für mich kein Schimpfwort, nichts Abwertendes, es ist eine Tatsache. Das Wort an sich ist neutral. Eine Bedeutung bekommt es durch denjenigen, der das ausspricht. Deutscher oder Bürger mit Migrationshintergrund ist eine politisch korrekte Wortbildung, die genauso mit Bedeutung belegt werden kann wie Ausländer, nur komplizierter zu benutzen, Zeitverschwendung sozusagen. Und wenn du wissen willst, ob ich mich diskriminiert fühle: nein, im Großen und Ganzen nicht. Ich habe viele deutsche Freunde und Bekannte. Sogar Kontakte mit Reichsbürgern und NPD-Mitgliedern habe ich überlebt, lach. Angst machen mir eher diejenigen, die ständig „Nazis raus“ schreien. Für die bin ich auch Nazi, weil ich auf die Straße für die Grundrechte gehe und demonstriere. 

R.: Bist du glücklich hier, vermisst du dein Land?

Adina: Ich bin mal glücklich, mal unglücklich, so wie alle anderen, ob Ausländer oder Deutsche, unabhängig davon, dass ich Ausländer bin. Was mich in Deutschland im Vergleich zu Rumänien von Anfang an gestört hat, ist die Überregulierung des Lebens in allen Bereichen. Diese Überregulierung hat in Moment monströse Ausmaße angenommen. Die Sauberkeit und Ordnung in den Städten, die Autobahnen, die gepflegten Landschaften und Städte, das ganze Moderne, Üppige, Luxuriöse überall, das alles war für mich neu und schön. Ich kann das auch nach 20 Jahren schätzen und mich daran freuen. Was mich am Anfang schwer beeindruckt hat, war die Freundlichkeit und Lockerheit der Polizei, im Gegensatz zu der rumänischen Polizei, die ständig auf der Jagd nach Fehlern war und immer noch ist, um Bußgelder zu kassieren. Rumänien vermisse ich nur wenn ich dort bin, denn dann würde ein Teil von mir am liebsten dort bleiben. Und in diesem Punkt möchte ich nicht nur von mir sprechen, sondern für viele Ausländer. Ich kenne viele Ausländer und deren Geschichten, nicht nur Rumänen.  Die meisten haben ihre Länder verlassen, um ein besseres Leben zu haben. Ganz oft wollen diese Menschen gar nicht in den Ländern bleiben, wohin sie umgesiedelt sind. Die Meisten zieht es zurück nach Hause. Meine Schwester lebt und arbeitet in Dänemark. Sie hat sich ein Haus auf dem Land in Rumänien gekauft und baut es auf, um dort zu leben, wenn sie in Rente geht. Sie war 8 Jahre auch mit einem Nigerianer verheiratet. Er lebt auch in Dänemark. Auch sein Traum ist, sich ein Haus und ein Geschäft in Nigeria aufzubauen. 2 Kusinen von mir haben 15 Jahre in Spanien mit ihren Familien gelebt. Jetzt sind sie beide wieder in Rumänien. Ein Neffe hat auch 16 Jahre in Spanien gelebt, hat eine Familie mit einer Spanierin gegründet. Nach 16 Jahren hat er Frau und 2 Kinder dagelassen und ist zurück nach Rumänien gegangen. Ein türkisches Paar hat nach über 30Jahren in Deutschland hier alles verkauft und ist zurück in die Türkei gegangen. Nach 8Monaten kamen sie zurück. Ich denke, dass viele Migranten, Ausländer sich nirgendwo mehr zuhause fühlen. Das Land das man vor 20, 30, 40 Jahren verlassen hat, ist nicht mehr das Land, in das man zurückkehrt. Die Gewohnheiten, die Erwartungen die man mitnimmt, wenn man „heimkehrt“, kollidieren mit der Realität. 

R: Willst du auch nach Rumänien zurückkehren? 

Adina: Ich weiß es nicht. Darüber mach ich mir jetzt keine Gedanken. Meine Tochter braucht mich noch hier für die nächsten paar Jahre. Ich habe auch ein Angebot, auf einer Farm in Neuseeland mit tollen Menschen zu leben. Ich bin ein Weltbürger, ich kann mich überall zuhause fühlen, wenn die Gemeinschaft stimmt. 

R: Du bist in der Partei dieBasis aktiv. Was kann deiner Meinung nach diese Partei in Sachen Migrationspolitik machen?

Adina: Das ist ein sehr wichtiges und umfangreiches Thema, welches hier den Rahmen sprengen würde. Wir können uns ein anderes Mal darüber unterhalten. Die Basis hat viele ausländische Mitglieder und wir arbeiten auch mit diesem Hintergrundwissen und -fühlen an humanen, gerechten und vernünftigen Lösungen für alle Beteiligten. 

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