Gemeinwohlökonomie in den Harz!
Das Problem, der Ist-Zustand: Wir haben endlose LKW-Ketten mit Obst, Gemüse und anderen Produkten aus ganz Europa zu uns nach Deutschland. Diese LKW-Kolonnen sind nicht nur im Sinne von Umwelt und Klima problematisch, sie schädigen auch unsere regionale Wirtschaft, denn die Gewinne, die von den Handelsketten damit in unserer Region gemacht werden, fließen aus dem Harz wieder ab in eine ferne Konzernzentrale. Was können wir tun, um mehr von den bei uns erwirtschafteten Gewinnen auch bei uns zu halten, um es für unsere künftige Entwicklung nutzen zu können? Die Grundsätze der von uns angestrebten Gemeinwohlökonomie können wir mit verschiedenen Maßnahmen anstreben und begünstigen. Wir können z.B. die regionalen Wirtschaftskreisläufe intensivieren und unterstützen mit einer
a.) Online-Plattform „Wer liefert was“. Alle Verbraucher und Bürger sollten diese Plattform kennen, man kann sie bekannt machen in Verbindung mit einem Konsumentenkompass, auch als Handy-App. Ein Online-Beispiel: https://gemeinsamfuerdenharz.goslarsche.de/versorgung.php
Voraussetzung für die Teilnahme ist dabei der Sitz der Geschäftsleitung hier bei uns im Harz.
b.) Der Konsumentenkompass, siehe unten, ist ein wichtiges Instrument für die Orientierung der Bürger und Konsumenten. Da die Bürger sich über den Verbleib der Gewinne kaum Gedanken machen, dieser Gesichtspunkt für die Finanzkraft der Region jedoch hohe Bedeutung hat, sollte der Konsumentenkompass den Bürgern dauerhaft vor Augen gehalten werden. Dies wäre gut machbar, wenn der Kompass regelmäßig eingebettet wäre in einer gemeinsamen Werbeanzeige einer Vielzahl von Inseraten örtlicher Familienbetriebe.
c.) Der Stadtrat kann in eigener kommunaler Hoheit für die Handelsketten eine Filialensteuer einführen. Diese Steuer richtet sich allein an die Handelsketten und an überregional aktive Konzerne und Betriebe, weil diese ihre hier bei uns erwirtschafteten Gewinne an eine ferne Konzernzentrale abführen müssen. Örtlich eigenständige Betriebe müssen diese Steuer nicht zahlen. Entscheidend ist der Sitz der Geschäftsleitung. Es gab in den 1950er Jahren bereits eine Zweigstellensteuer, diese wurde vom BVerfG jedoch verworfen, weil sie einen Fehler in der Argumentation enthielt. Die Gewerbelandschaft hat sich in den Jahrzehnten seither jedoch stark verändert und die Wiedereinführung muss heute unter neuen Gesichtspunkten und einer entsprechend angepassten juristischen Begründung geprüft werden. Das damalige Urteil ist hier abrufbar: www.servat.unibe.ch/dfr/bv019101.html
d.) Und wir können ein Regiogeld einführen. Das Regiogeld ist eine Komplementärwährung parallel zum Euro. Es ist im rechtlichen Sinn ein Gutscheinsystem. Die Gutscheine als Zahlungsmittel werden von den Mitgliedern des Vereins ausgegeben und von den Mitgliedern als Zahlungsmittel akzeptiert. Das Regiogeld zirkuliert deutlich schneller als der Euro und wird von den Handelsketten nicht akzeptiert. Das in Deutschland seit Jahren gut funktionierende „Vorzeige“-Regiogeld ist der Chiemgauer, www.chiemgauer.info. Hinweis auf die dortige Statistik. Es ist erkennbar, dass der Chiemgauer sehr viel schneller umläuft als der Euro. Dies bringt entsprechende Kaufkraft mit sich. Das historische Experiment in Wörgl/Österreich kann hier https://unterguggenberger.org/ nachgelesen werden. Es gab vor einiger Zeit im Fernsehen einen Doku-Film über das „Wunder von Wörgl“, diesen Film habe ich gespeichert und kann ihn anbieten. Während in ganz Österreich die Arbeitslosigkeit stark anstieg, ist sie in Wörgl deutlich gesunken!
Am wirksamsten ist die Kombination aus allen vier Maßnahmen. Intensivere regionale Wirtschaftskreisläufe verringern den Güterfernverkehr, sie stärken die heimischen Wirtschaftsbetriebe, bringen mehr Beschäftigung und halten die Gewinne hier in der Region. Auch wichtig: Sie stärken das regionale Wir-Gefühl! Und mit einem Geld, das nicht gehortet wird, sondern flott umläuft, kaufen wir bewusst bei unseren heimischen Betrieben ein.
Wir haben bereits Ansätze von regionaler Vermarktung, es gibt direkt vermarktende Höfe, und es gibt die https://oko-modellregion-landkreis-goslar.jimdosite.com z.B. mit dem Bioland Hof Vollheyde Weddingen (Goslar) und andere. Außerdem gibt es die https://marktschwaermer.de, und wir haben das Label „Typisch Harz“. Wir wollen diese verschiedenen Ansätze miteinander verknüpfen und daraus einen starken Harz machen!
Von Helmut Meer