Werte verkommen zu Normen

Eine steile These. Doch wieso überhaupt? Sind Werte und Normen nicht das Gleiche? Welche Werte und Normen etwas Gutes oder Schlechtes sind, liegt in einer Gesellschaft begründet. Jedoch können die Begriffe nicht  synonym benutzt werden. Werte sind gewachsene Strukturen, die, basierend auf Ethik und Moral, natürliche Grenzen setzen. Normen tun dies durch Gesetzgebungen oder äußere Zwänge. 

Gesetze sind per se nichts Schlechtes. Unser Grundgesetz ist ein hervorragendes Beispiel. Der Rest sollte sich jedoch mit möglichst geringen gesetzlichen Korrekturen aus gesundem Menschenverstand und Integrität, Empathie und Gegenseitigkeit ergeben. Ja, es gibt antisoziale Menschen. Die gibt es überall. Ist dieses Verhalten schädlich, muss auf rechtsstaatlicher Basis entgegengewirkt werden. Soweit, so selbstverständlich. Doch unsere Gesetzgebung gleitet immer mehr dahin, wegen einiger Ausreißer gleich die gesamte Gemeinschaft „zu verhaften“. 

Dies nimmt neuerdings sehr bedenkliche Formen an. Da ist eine andere Meinung gleich eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Und nein, es ist nicht nur in der aktuellen Lage so. Beispiel gefällig? E-Mobilität. Jemand der dieses Thema kritisch sieht, wird ­direkt zum Klimaleugner ge-stempelt. Doch niemand ist so dumm etwas zu leugnen, das sich nicht leugnen lässt. Oft sehen diese Kritiker nicht das Thema an sich negativ, sondern die Begleitumstände. Was bedeutet der Abbau von seltenen Erden fürs Klima, für Menschen in den betroffenen Ländern oder gar gleich den Frieden; was ist mit der Stromerzeugung? Somit ist ein E-Mobilitäts-Geg­ner also nicht gleich der ignorante Umwelt-Idiot, sondern schaut über den Tellerrand. Er wundert sich vermutlich über all die Gesetze, die mitunter sogar verrückte Ideen für den Straßenverkehr bringen. 

Doch selbst gegen kritische Einstellungen sollen Gesetze eingebracht werden. Und wo dies noch allzu abstrus ist, schießen vermehrt angeblich unabhängige Organisationen aus dem Boden, die die gewünschten Werte vermitteln sollen. Ein solcher Eingriff hat ebensowenig mit echten Werten zu tun, wie es gesetzliche Zwänge haben – und er birgt Risiken. Werte zwangsweise zu vermitteln, kommt einer Implementierung von Normen gleich. In diesem Zusammenhang lauert schon die nächste Gefahr. Nämlich die Bequemlichkeit, auf diese Art die Verantwortung abgenommen zu bekommen. Denn dies führt zu einer aufoktroyierten Normierung bei gleichzeitiger Entwertung. Werte bedeuten Arbeit, mit Normen wird uns diese abgenommen. Doch wie erstrebenswert ist solch eine Bequemlichkeit?

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